R.Herder Windmühle
Seit knapp 150 Jahren werden bei im Familienbetrieb Robert Herder Küchenmesser nach traditioneller Solinger Schule hergestellt. Viele kennen die Windmühle als Markenzeichen auf ihren Kneipchen – den typischen kleinen Schälmessern in Vogelschnabelform. Das Unternehmen hat im Laufe seiner Geschichte gute und schlechte Phasen erlebt. Mit ihren Produkten, die in ihrer Ursprünglichkeit kompromisslos der Tradition folgen, war es in Zeiten uniformer und billiger Massenware schwierig für Windmühlenmesser, am Markt zu bestehen.
Erst mit der Rückbesinnung vieler Käufer auf Qualität und Authentizität ging es auch bei der Windmühle wieder bergauf. Heute ist man in vielen Bereichen Hüter alten Wissens.
Was macht Messer von der Windmühle so besonders?
Die Windmühlenmesser unterscheiden sich sehr deutlich von der klassischen Industrieware. Bei Herder kommen zu den klassischen Herstellungsmethoden auch traditionelle Materialen. Es werden sehr gute Stähle verwendet. Besonders stechen dabei die nicht rostfreien Carbonstähle heraus. Dieses Klingenmaterial war fast in Vergessenheit geraten, weil der Pflegeaufwand doch etwas größer ist. Wegen der sehr guten Schärf-und Schneideigenschaften (die kaum von einem rostfreien Stahl übertroffen werden können) erlebt der Carbonstahl aber momentan eine Renaissance.
Bei den Griffen werden überwiegend heimische Vollhölzer eingesetzt. Diese werden nur poliert und mit Bienenwachs überzogen. Natürlicher und schadstofffreier geht es nicht. Zudem haben solche Hölzer eine sehr angenehme Haptik. Kleinere Spalten muss man jedoch in Kauf nehmen. Auf die speziellen Herstellungsverfahren wird am Ende des Beitrages noch einmal eingegangen. Genannt seien schon mal der Solinger Dünnschliff, das Pließten und das Härten in der Quette. Diese Techniken machen aus einem Stück Stahl eine sehr feine Klinge, mit der es großen Spaß macht zu arbeiten.
Besondere Herstellungsverfahren der Windmühlen Manufaktur
Solinger Dünnschliff
Bei billigen Messern wird der ausgestanzte Stahl nur an der Schneide angeschliffen. Dadurch hat man zwar mitunter scharfe Schneiden, jedoch auch eine deutliche Kleilwirkung die das Schneiden beschwerlich macht. Bei Profimessern wird die Klinge Keilförmig über die gesamte Fläche ausgeschliffen. Beim Solinger Dünnschliff wurde dieses Verfahren weiter perfektioniert und verfeinert. Dadurch entsteht sowohl eine sehr stabilen Rücken als auch eine sehr feine Schneide die sich nahezu widerstandslos durch das Schnittgut ziehen lässt. Eine Sonderform dieses Schliffes ist der der sogenannte Kesselsche Walkschliff.
Pließten
Das Pließten ist eine Oberflächenveredlung der Klinge. Je feiner eine Klinge auspoliert ist, desto weniger anfällig ist sie für Korrosion und desto leichter gleitet sie durch das Schnittgut. Bei Herder wird das Pließten in zwei verschiedenen Graden durchgeführt: Das Feinpließten und das Blaupließten. Letzteres ist die höchste Stufe. Die Klingen erhalten hierdurch einen feinen blauen oder regenbogenfarbigen Schimmer.
Härten und Glühen in der Quette
Das Härten und das Glühen macht aus einem Stück Stahl erst eine harte und feste Messerklinge. Die großen Temperaturunterschiede bei diesem Arbeitsschritt sorgen aber dafür, dass sich das der Stahl verzieht. Um das zu verhindern werden die Klingen bei Herder in eine sogenannte „Quette“ gespannt. Der massive Stahlrahmen sorgt für eine gleichmäßige Ausrichtung und Form der Klingen.