Hühner zubereiten

Was tun mit dem Bruderhahn?

Sie sind Hobbyhühnerhalter und haben das erste Mal Küken aufgezogen. Leider wurden nicht alles Hennen, und nun stellen Sie fest, dass die halbwüchsigen Bruderhähne Sie nicht nur in der Frühe aus dem Schlaf krähen, sondern auch zunehmend ihre Schwestern und Mütter belästigen. Sie haben beschlossen, eines der Tiere zu schlachten. Zum Glück hat ein Kollege aus dem Hühnerzuchtverein den blutigen Job übernommen. Jetzt liegt das frisch getötete Hähnchen auf Ihrem Küchentisch. Doch wie geht es nun weiter?

Richtig rupfen

Da der Vogel schon ausgekühlt ist, können Sie ihn nicht mehr „einfach so“ rupfen, die Federn leisten massiven Widerstand und wollen ihren Platz in der kalten Hühnerhaut nicht verlassen. Deswegen müssen Sie heiß rupfen, d. h. das Tier in heißem Wasser erhitzen und dann seine Federn auszupfen. Das Ausrupfen geht dann kinderleicht.
Sie füllen einen Topf, der etwas größer als der Hahn ist, mit kochend heißem Wasser. Sobald die Temperatur auf zwischen 70 und 80 Grad Celsius gesunken ist, legen Sie das Tier hinein und warten ca. 15 Sekunden, dann nehmen Sie es mit z. B. einer langen Zange wieder heraus. Vorsicht, verbrühen Sie sich nicht! Jetzt können Sie die Federn ganz einfach ausziehen. Falls das doch nicht so gut klappt, war das Wasser zu kalt. Unangenehmer ist es, wenn nicht nur die Feder, sondern ein Stück Haut mit abreißt. Das passiert leider, wenn das Wasser zu heiß war.

Hühner-Haare

Am einfachsten lassen sich die Federn am Bauch entfernen, am schwierigsten an der Oberkante der Flügel. Wenn der Vogel nackt ist, entdecken Sie wahrscheinlich noch einige dünne lange Haare am Rumpf. Diese entfernen Sie durch Abschneiden, Ausreißen oder Abbrennen. Sie können draußen einen Grill anmachen, und den nackten Hahn an den Füßen über die Glut halten, bis die Haare mit kleiner Flamme wegbrennen. Die Gasflamme am Gasherd funktioniert auch gut zum Abflammen. Vorsicht ist geboten!

Nun geht’s ans Eingemachte

Nachdem das Tier nun äußerlich schon ganz passabel aussieht, wenden Sie sich dem Innenleben des Hahnes zu. Wichtig ist, vorsichtig vorzugehen, damit die inneren Organe nicht beschädigt werden, auslaufen und das Fleisch verunreinigen. Zum Arbeiten benötigen Sie ein kleines, scharfes Messer. Wer immer noch kein brauchbares Utensil hat, lässt sich vom Messerspezialisten beraten und kauft dort ein schönes Messer, das Ihnen gut in der Hand liegt.

Die Operation beginnt

Der Hahn liegt auf dem Rücken. Schneiden Sie den unteren Bauch ganz vorsichtig vom After bis zum Brustbeinkamm auf, führen Sie die Klinge möglichst dicht an der Bauchhaut entlang, damit Sie den Darm nicht touchieren. Sie könnten dafür auch eine scharfe Schere benutzen. Ziehen Sie die Eingeweide aus dem klaffenden Loch heraus. Den erstaunlich harten Magen schneiden Sie auf, entfernen den Mageninhalt und ziehen die gelbliche dicke Mageninnenhaut ab. Magen und Herz werden sorgsam zur Seite gelegt, sie können später zusammen mit dem Brathähnchen mitgegart werden. Auch die Leber können Sie braten und verzehren, sie ist aber nicht jedermanns Sache, ebenso wie die Nieren, die Sie mehrere Stunden wässern sollten, bevor sie zubereitet werden. Darm und Geschlechtsorgane des Vogels bekommen Katze und Hund. Den After schneiden Sie aus, er sieht einfach nicht besonders appetitlich aus. Auch die Bürzeldrüse am Schwanz wird entfernt, denn sie enthält ein tranig schmeckendes Fett, das Sie sicher nicht im Braten haben wollen.

Von Kropf bis Fuß

Nun schneiden Sie den Hals längs auf, entfernen die Speiseröhre und den Kropf. Aus diesem kratzen Sie die letzte Mahlzeit Ihres Hahnes. Bleiben nur noch die Füße übrig. Sie strecken die Beine, bis das Gelenk deutlich hervortritt. Hier setzen Sie einen schrägen Schnitt an, der die Sehne durchtrennt und den Unterschenkel entlang des Gelenks abtrennt. Ungeduldige schlagen die Füße mit einem gezielten Axthieb ab.

Fuß-Vorschläge

Wohin mit den Füßen? Entweder Sie begraben die Extremitäten im Garten oder Sie geben sie dem Hund als etwas gruselig aussehendes Kauspielzeug. Sie können aber auch die äußere Haut der Füße entfernen und sie auskochen, so bekommen Sie etwas Hühnerbrühe. In China enden die abgezogenen Hühnerfüße als Suppenzutat. Versuchen könnte man das natürlich auch, aber sie haben schon ein sehr knorpeliges, gewöhnungsbedürftiges mouthfeeling!

Abhängen lohnt sich

Nun ist der Hahn gerupft, entleert und bereit zum Braten. Oder auch nicht. Wenn Sie kein ganz junges Tier vor sich haben, sondern z. B. einen Vogel, der schon längere Zeit geschlechtsreif war und sich viel draußen bewegen durfte, sollten Sie ihn an einem kühlen Ort (7 bis 12 Grad) einen Tag abhängen lassen. Dadurch wird das Fleisch besser.
Und dann geht’s endlich ans Kochen. „Brathähnchen“ ist ein beliebtes, einfaches Gericht, bei dem Sie nicht viel falsch machen können.

Brathähnchen

Zutaten
• 1 Hähnchen, nicht zu alt
• Öl, z.B. Olivenöl oder Rapsöl
• Salz, Pfeffer, Paprika
• 1 bis 2 Zwiebeln
• 1 bis 3 Knoblauchzehen
• 1 kleiner Zweig Rosmarin

Das Tier wird gewaschen und trockengetupft. Nun stopfen Sie den Rosmarinzweig, den Knoblauch und die Zwiebeln in den Bauchraum des Vogels. Ölen Sie das Tier ein und streuen Sie großzügig Salz und die anderen Gewürze auf alle Körperteile, auch der Bauchraum bekommt eine Portion ab. Dann legen Sie das Hähnchen in eine mit Öl gefettete Auflaufform und schieben es in den vorgeheizten Ofen. Dort darf das Tier in 45 bis 75 Minuten bei 180 Grad zum duftenden Brathahn werden. Sollte er zum Ende der Bratzeit noch nicht braun und knusprig genug aussehen, drehen Sie die Hitze noch ein paar Minuten auf 200 Grad, bis er die richtige Farbe angenommen hat.

Roasted Chicken

Lebensqualität schmeckt!

Servieren Sie den Braten zusammen mit Salat und Kartoffeln, eine schlichte Tomatensoße passt ebenso gut wie ein kühles Bier. Falls der Hahn einen Namen hatte, können Sie jetzt auf ihn anstoßen und für seinen (sicherlich) guten Geschmack loben.
Es könnte gut sein, dass Ihr Tier etwas festeres Fleisch hat, als Sie es vom Brathähnchen aus dem Schnellimbiss gewöhnt sind. Sehen Sie es als gutes Zeichen an! Ihr Tier hat sich bei Ihnen wohlgefühlt und in seinem kurzen Leben genug Auslauf bekommen.

Autorin: Alexa Sabarth